Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Steinzeiternährung und Enzyme

Erstellt von r.ehlers am Sonntag 23. September 2012

Sachbezug: Körpergewicht + Serotoninaufbau

Rolf Ehlers

Seit Jahren beherrscht das Thema Steinzeiternährung die „Ernährungsszene“ in Presse und Fernsehen.

-de.wikipedia.org-

Venus von Willendorf

Steinzeitliche Jagdbilder  -de.wikipedia.org-

Da laufen rüstige pensionierte Ernährungswissenschaftler wie der inzwischen dann doch verstorbene kalifornische Professor Roy Walford über unsere Bildschirme und fordern uns auf, zu essen und uns zu bewegen wie die Menschen in der Steinzeit. In der Wissenschaft folgen den amerikanischen Vorbildern Eaton, Cordain  und  Lindeberg bei uns Forscher wie Lutz, Worm, Pollmer und Frank, die es auch immer wieder in die Diskussionsrunden und Beiträge der Fernsehsender schaffen.

Steinzeiternährung, man spricht auch Paleo-Ernährung (paleo diet), ist ein Rückgriff um 40.000 Jahre  in die späte Altsteinzeit, das Paleolithikum. Da waren die Menschen noch als Jäger und Sammler unterwegs und kannten weder Ackerbau noch Viehzucht. Es wird unterstellt, dass die Menschen damals gesünder waren als zu allen Zeiten danach. Im Durchschnitt wurde man damals zwar nur 25 Jahre alt, was aber kaum mit der Nahrungsauswahl zusammenhing, mehr mit den äußeren Gefahren des damaligen Lebens und mit der Knappheit an Nahrungsmitteln, die erst mit Ackerbau und Viehzucht behoben wurde.

Es gab damals viel zu essen, was wir auch heute alles noch kennen: Fleisch, Fisch, Wurzeln, Bodenfrüchte, Obst, Nüsse, Gemüsefrüchte, Blattgemüse, Pilze, Kräuter, Algen und Eier. Es gab kaum Zuckerstoffe mit Ausnahme von Honig, der aber nur begrenzt verfüg bar war. Getreide und Milch dagegen gab es nicht. Daher sind für eiserne Verfechter der Steinzeiternährung Brot, alle Backwaren, Nudeln und alle Milchprodukte „verboten“.

Ohne Frage kann man sich mit einer Nahrung ganz ohne die üblicherweise hoch erhitzten Getreide- und Milchprodukte weit besser in Schuss halten, als wenn man den Schwerpunkt gerade bei ihnen setzt. Der Grund dafür liegt  darin, dass in Getreide- und Milchprodukten üblicherweise die enthaltenen Enzyme durch Hitze zerstört werden. Ab 55 °C sind nämlich alle Enzyme, die ja Eiweißverbindungen sind,  „tot“. Bei roher Nahrung nehmen die Nahrungsenzyme dem Menschen sage und schreibe 70 % der Arbeit ihrer Verstoffwechslung ab. Nur 30 % an Verdauungsenzymen muss der Körper aus Leber und Bauchspeicheldrüse dabei selbst stellen. Im Notfall kann der Körper zwar auch Stoffwechselenzyme aus dem ganzen Körper abziehen, damit diese bei der Metabolisierung der Nahrung helfen. Da diese aus dem Rest des Körpers abgezogenen Enzyme, die ohnehin nicht so sehr effektiv verstoffwechseln, aber in den Körperzellen, den Organen und im Gewebe für endlose Aufgaben, insbesondere die Energiegewinnung  und den ewigen Auf- und Abbau der Zellen und Strukturen des Körpers, dringend gebraucht werden, ist das keine gute Sache.

Mit fortschreitendem Alter wird die Verfügung über intakte Nahrungsenzyme immer wichtiger, weil die Produktion der körpereigenen Enzyme Schritt für Schritt bis etwa auf ein Drittel der alten Kapazität abnimmt. Daher gehen die Altersforscher davon aus, dass die Enzyme der Hauptschalter sind für Gesundheit und Leben. Wir haben alle gelernt, dass wir neben Kohlenhydraten, Fettsäuren und Aminosäuren als Energieträgern Dutzende von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und anderen sekundären Nahrungsinhaltsstoffen brauchen, um überhaupt leben und um gesund bleiben zu können. Was nutzt es uns aber, all diese Stoffe mit der Nahrung aufzunehmen, wenn sie dann nicht im Körper aufgeschlossen und genutzt werden?! Am Ende heißt es dann zu Recht, dass wir vor vollen Töpfen verhungern, dies aber nicht weil nicht alles Wichtige auf den Teller käme, sondern weil wir ohne Enzyme nichts damit anfangen können.

Welcher Anteil der Nahrung roh sein sollte, damit wir darüber genügend intakte Nahrungsenzyme mitbekommen, ist schwer zu sagen. Ganz sicher ist es nicht nötig, jede Hitzebehandlung der Nahrung zu vermeiden. Enzyme sind nämlich sehr dankbare Helfer. Als Biokatalysatoren verbrauchen sie sich in ihrer Arbeit nicht, sondern können immer und immer wieder ihre Arbeit tun bis sie im Verlauf der Verdauung fortgeschwemmt  werden. Daher ist es ja auch so wertvoll, einer gekochten Mahlzeit ein wenig fein gemahlene rohe Kost vorher gehen zu lassen. Die Beobachtung von Menschen, die lange leben und dabei gesund bleiben, lässt mich annehmen, dass man bereits auf der sicheren Seite ist, wenn ein sichtbarer Teil, vielleicht ein knappes Drittel, der täglich genossenen Nahrung Rohstoffqualität hat. Wer wie die meisten Menschen viel Brot, Gebäck, Knabbersachen und stark verarbeitete Milchprodukte  isst, schafft das kaum. Die Zellen roher Pflanzenkost müssen zudem sehr ausgiebig mit den Zähnen oder außerhalb des Körpers maschinell  aufgebrochen werden, weil wir sonst gar nicht an ihren Inhalt kommen. Sie sind nämlich von Zellulosewänden (Pilze entsprechend durch Chitinpanzer) umgeben, die wir, anders als die Grasfresser, mit unseren Verdauungssäften und – systemen nicht verstoffwechseln können.

Der Grundansatz der Steinzeiternährung ist daher absolut richtig. Der Schwerpunkt der Ernährung sollte bei den Lebensmitteln liegen, die die Natur uns stellt und nicht bei denen, die wir selbst erzeugen und ausgiebig verarbeiten. Brot, Nudeln, Reis, Milch und Käse gleich ganz zu verbieten, macht aber keinen Sinn. Auch diese Nahrung hat wertvolle Inhaltsstoffe, die unsere Versorgung sicherstellen.

In der Steinzeit wird es schließlich kaum Übergewicht gegeben haben, weil  die damalige Nahrung aus  Fleisch, Fisch, Wurzeln, Bodenfrüchte, Nüsse, Gemüsefrüchte, Blattgemüse, Pilze, Kräuter, Algen und Eier mit Ausnahme von Obst, das ja nicht immer greifbar war, nicht viele Kohlenhydrate beinhaltete. Es wird daher immer wieder Phasen gegeben haben, in denen nur wenige Kohlenhydrate ins Blut kamen und folglich auch nicht das „Dickmacherhormon“ Insulin ausgeschüttet wurde. In Abwesenheit von Insulin kommen dann das Wachstumshormon Somatotropin („Schlank im Schlaf“/Pape) und das Stresshormon Adrenalin (KFZ-Diät/Adam) auf den Plan, die erst für einen sonst nicht möglichen natürlichen Abverbrauch von Körperfett sorgen.

Ein Kommentar zu “Steinzeiternährung und Enzyme”

  1. Richtig Essen » Blog Archiv » Evolution und kindliches Verhalten sagt:

    […] des Wertes der Nahrungsenzyme und ihrer gnadenlosen Vernichtung in Kochtopf und Backofen, s. z.B. http://www.essenspausen.com/steinzeiternahrung-und-enzyme/ und […]